Vor- und Nachsorge
In 2004 hat uns das „Alpakavirus“ erwischt und das Abenteuer begann! Wir starteten unsere Zucht mit 4 Stuten. Vom absoluten „Alpaka-Laien“ habe ich mich inzwischen, zum Teil aus der Not geboren, zu einer durchaus erfolgreichen „Alpaka-Hebamme“ gemausert, denn es lief nicht immer alles „nach Plan“ und schnelle, durchaus beherzte Hilfe war angesagt. So schafften wir es bisher kein einziges Fohlen und auch Muttertier zu verlieren. Doch dies wäre nicht ohne die Tipps und die Unterstützung anderer erfahrener Züchter möglich gewesen, wobei ich besonders Lisa Stocker vom Alpakahof Linth nennen und danken möchte. Aus diesem Grund möchte ich diese Erfahrungen auch allen anderen Alpakazüchtern an die Hand geben. Denn was gibt es Schöneres, als die Geburt eines gesunden Alpakafohlens!
Fohlenalarm! Eine Geburt steht an, was sollte man im Haus haben?
– Gleitmittel (z.B. für Ultraschall vom Tierarzt) oder Vaseline etc.
– evtl. lange Plastikhandschue vom Tierarzt
– Handtuch, Fön
– Desinfekionsmittel für die Nabelschnur (z.B. Betaisadona, Jod ..)
– Nabelklemme z.B. für Babies (für alle Fälle)
– Milchpulver (z.B. Multi Milk Profi von Multiforsa)
– Milchfläschchen, z.B. Kameliden-, Schafs-, oder Welpennuckel
– Klistier, Spritzen (z.B. Microklist für Babies oder einfach warm Wasser)
– z.B. Lactovetsan (homöopatisches Mittel zur Milchanregung), notfalls Oxytoxin
– Kolostrum/ Biestmilch eingefroren für den „Notfall“ (am besten vom Alpaka oder Kuh, Ziege Schaf)
– 2x 1ml Selen für das Fohlen (s.c je 1 ml am 1. Tag und ca. 8. Tag)
– 1x 2ml Selen für die Mutterstute
– 1x 1ml Vitamin ADE, s.c. für das Fohlen am 2. Tag
– Hundemantel, evtl. versch. Größen für kalte Temperaturen
– Waage
– Fieberthermometer (für Babies mit weicher Spitze)
– Mutter/Fohlen-Box herrichten (evtl. mit kl. Strohballen rundum auspolstern etc.)
Nach etwa 11,5 Monaten (+/- 2 Wochen) ist es dann endlich so weit, die Geburt steht bevor: Grundsätzlich gilt: Je besser man seine Tiere und ihr durchaus sehr individuelles Verhalten kennt, um so eher fallen einem davon abweichende Verhaltensweisen auf und dies kann überlebenswichtig sein, sowohl bei der Geburt als auch bei Krankheiten! Einige Dinge lassen sich aber immer wieder erkennen:
Die Stute ruht sich häufig aus, liegt viel, ihr Bauch senkt sich und es bildet sich eine Art nach innen gewölbtes „Dreieck“ zwischen Flanke und Rippen, meistens schwillt der Euter an, die Scheide wird in sich länger und es bilden sich „Wachspfropfen“ an den Zitzen. Eine Besonderheit stellt das sogenannte „Bulging“ dar, das ich inzwischen nur noch „Dehnübungen“ nenne. Bei manchen Stuten drückt das Fohlen zeitweise intensiv von innen mit der Schnauze oder den Füßen gegen den Bereich zwischen Schwanzansatz und After, so dass eine große „Beule“ entsteht. Auch die Scheide klafft dabei durchaus auf und man kann wirklich Kopf oder Fuß von außen erahnen. Sieht man dies zum ersten Mal, denkt man sofort die Geburt geht los. Doch weit gefehlt, denn ich habe dies bei einigen Stuten bzw. Fohlen sogar schon 6 Wochen vor der Geburt erlebt.
Es ist soweit, die letzten Vorboten unmittelbar vor der Geburt:
Manche Stuten sondern sich ein wenig von der Herde ab, die Zitzen sind meist geschwollen, die Scheide beginnt zu klaffen, die Stute begibt sich häufig zum Kotplatz, liegt ab, wälzt sich, liegt häufig auf der Seite, steht wieder auf, pinkelt oft und dies auch abseits der „normalen“ Kotplätze.
Die Geburt: Das Fohlen kommt, wenn die Lage korrekt ist und alles normal verläuft, mit Füßen und Kopf voran, meist bei Tageslicht auf die Welt. Im Normalfall sollte man nicht am Fohlen ziehen, höchstens die Haut über dem Kopf entfernen, wenn die Mutter es zulässt! Wenn Kopf und Füße sichtbar sind, ist es meist binnen 30 Minuten heraus. Zuerst kontrollieren, ob die Atemwege frei sind, ggfs. Hautreste entfernen.
Hat die Stute ihr Fohlen liegend auf die Welt gebracht oder man musste bei der Geburt helfen, so dass das Fohlen bei der Geburt gar nicht oder nur kurz kopfüber herabhing, kann es vorkommen, dass sich noch Fruchtwasser in den Atemwegen (Nase, Maul etc…) befindet. Deshalb immer kontrollieren, ob die Atmung ohne Röchelgeräusche erfolgt. Falls nicht, das Fohlen vorsichtig über die eigene Schulter legen und eine Weile kopfüber herabhängen lassen. Dabei kann man es ein wenig hin- und herschaukeln. Hilft das nicht, kann man dem Fohlen auch einen Eimer kaltes Wasser gegen die Brust schütten, so dass es durch den Kälteschock fest durchatmet. Hören die Röchelgeräusche nicht auf, den Tierarzt rufen. Er muss kontrollieren, ob sich Fruchtwasser in der Lunge befindet! Das Fohlen muss dann, evtl. auch prophylaktisch, mit einem Breitbandantibiotikum (z.B. Cobactan) antibiotisch abgedeckt werden, da ansonsten eine Lungenentzündung droht.
Hat das Fohlen eine schwere, lange Geburt hinter sich, bei der man u.U. helfen musste (z.B. sehr großes Fohlen, enger Geburtskanal) und ist kreislaufmäßig nicht fit, völlig erschöpft, kann ebenfalls ein Eimer kaltes Wasser gegen die Brust geschüttet den Kreislauf auf Trab bringen.
Das Fohlen mit einem sauberen Handtuch trocken rubbeln, ggfs. trocken fönen, denn die Mutter leckt es nicht ab, ihre Zunge ist zu kurz. Vor allem, wenn ein Fohlen schon unterkühlt, naß ist, weil man bei der Geburt nicht dabei war und es zu schwach war aufzustehen, muss man es unbedingt aufwärmen und die Temperatur messen. Normal sind bei einem Fohlen 37,7 – 38,9 Grad! Wenn die Temperatur darunter liegt, nicht füttern, da es die Milch nicht verdauen kann und voraussichtlich daran sterben wird. Erst aufwärmen – fönen, Babymantel, Fleecedecke darunter, Wärmelampe etc.- bis die Körpertemperatur wieder normal ist. Dann erst füttern! Die Nabelschnur sollte mit Jod (z.B. Betaisadona) desinfiziert werden. Falls die Nabelschnur direkt an der Bauchdecke abgerissen ist, muss man noch am gleichen Tag ein Breitband-Antibiotikum spritzen,
da dies ein „offener“ Infektionsherd ist. Die nächsten Tage unbedingt kontrollieren, ob er sich entzündet! Außerdem nachsehen, ob ein Nabelbruch vorhanden ist. Für den äußerst seltenen, aber möglichen Fall der Fälle, „Nabelklemme“ im Notfallkasten zur Hand haben, falls Blut pulsierend austritt. Wir geben unseren Fohlen kurz nach der Geburt ein 100 mg Fläschchen mit Milchpulver und haben damit beste Erfahrungen gemacht. 1 gehäufter Messlöffel auf 100 mg Wasser von Multi Milk Profi. Dies ist ein Kleintiermilchpulver aus der Schweiz und hervorragend verträglich für Alpakas. Die Milch muss 39 Grad warm sein. Das gibt dem Fohlen einen richtigen Energieschub, so dass es dann kräftig genug
ist und reichlich Zeit hat, um aufzustehen, die Zitzen zu suchen …
Wenn möglich, sollte man Mutter und Fohlen separieren, aber in Sichtkontakt zur Herde, damit sie sich aneinander gewöhnen können, sich am Geruch und „Summen“ erkennen lernen, das Fohlen nicht ständig von anderen Fohlen über den Haufen gerannt wird und die „richtige Milchbar“ leichter findet. Die Box sollte sauber und z.B. mit Strohballen rundherum „ausgepolstert“ sein, damit das Fohlen sich nicht im Gatter verfängt/ verletzt. Je nach Jahreszeit, sollte man dem Fohlen ein „Hunde-Mäntelchen“ anziehen und kontrollieren, ob die Mutter es trotzdem annimmt. Wenn nötig, kann man das „Mäntelchen“ mit der Nachgeburt einreiben. Bei schönem Wetter kann man die Beiden durchaus auf die Weide lassen, auch erste Trinkversuche dort sind ok. Die Sonne tut dem Fohlen gut, aber nur, wenn das Gras nicht naß ist, da sie viel liegen und leicht auskühlen. Man sollte das Fohlen unbedingt wiegen. Das Normalgewicht liegt bei 5 – 8 kg. Bei geringerem Gewicht besteht ein hohes Risiko, es handelt sich um ein sog. „High risk cria“. Es empfiehlt sich das Fohlen jeden Tag zur gleichen Zeit zu wiegen, um sicher zu sein, dass es ausreichend Muttermilch erhält. Es sollte min. 100 -250 g pro Tag zunehmen, jedoch ist in den ersten 2 Tagen nach der Geburt eine
leichte Gewichtsabnahme durchaus normal.
Das Fohlen versucht im Normalfall innerhalb 1 Stunde aufzustehen und an den Zitzen zu säugen. Man entfernt vorher die Wachspfropfen von den Zitzen und überprüft den Milchfluß der Mutter. Ist es zu schwach und schafft dies geraume Zeit nicht, sollte man die Mutter fixieren und dem Fohlen helfen. Das Fohlen muss unbedingt innerhalb der ersten 24 Stunden Mutterermilch, die sog. Kolostral- oder Biestmilch erhalten, da darin alle notwendigen Abwehrstoffe enthalten sind. Prüft, ob es wirklich trinkt , achtet auf echte Schluckbewegungen, nicht nur „Schmatzgeräusche“. Meist geht das Schwänzchen nach oben, wenn es die „Milchbar“ findet. Dies ist aber auch keine 100%ige Garantie!
Das Fohlen muss 1/10 seines Gewichtes pro Tag trinken, sonst vertrocknet es! Deshalb zur Sicherheit abends noch einmal einen 100 mg „Schoppen“ mit Milchpulver anbieten, auch wenn es bei der Mutter trinkt! Dies gilt vor allem, wenn das Fohlen sehr häufig zum Euter geht (normal: alle 2-3 Std.), da dann die Mutter evtl. (noch) zu wenig Milch hat, es sehr heiß draußen ist oder es nicht richtig trinkt.
Nachdem es das 1. Mal etwas getrunken hat, empfiehlt es sich vorsichtig ein Klistier in den After einzuführen, um sicher zu gehen, dass der erste Kot, das sog. Darmpech, abgeht! Denn ansonsten kann es zu einem Darmverschluß und auch Tod führen. Dies ist ein braunschwarzer „Kot-Pfropfen“, der dann meist wie ein Sektkorken herauskommt. Man kann hierzu entweder lauwarmes Wasser oder „Microklist“ für Babies verwenden. Die meisten Züchter spritzen dem Fohlen am Tag der Geburt und nochmals 1 Woche später 1 ml Selen, s.c. (subcutan = unter die Haut) für den Knochenaufbau sowie am folgenden Tag 1 ml ADE, einen Vitaminkomplex. Unser jetziger Tierarzt rät davon ab , da er die darin enthaltenen Lösungsmittel für eher riskant und die Wirkung einer solchen Einmalgabe für ausgesprochen fragwürdig hält. Hier sollte jeder selbst entscheiden!
Die Fohlen haben nach der Geburt zumTeil kleine „Kappen“ auf den Zehennägeln. Dies ist normal, man sollte diese nicht entfernen! Sie gehen von selbst ab und dienten zum Schutz der Mutter in der Gebärmutter.
Und bei all der Freude über das Neugeborene, sollte man die Mutter nicht vergessen. Deshalb auch hierzu einige Tipps!
Der Mutterstute sollte man am besten gleich nach der Geburt z.B. ein homöopathisches Mittel wie „Lactovetsan“ zur Förderung der Milchbildung geben, als abzuwarten, ob sie genügend Milch produziert. Denn wenn man dann erst reagiert, kann es schon zu spät sein. Ansonsten muss man, wenn wirklich keine Milch einschießt, vom Tierarzt „Oxytoxin“ besorgen. Ich persönlich würde es nur, wenn unbedingt notwendig, spritzen, da es ein durchaus „heftiges“ Mittel darstellt, das erneute Wehen auslöst. Die „Wachspfropfen“ sind von den Zitzen zu entfernen und der Milchfluss durch kurzes Anmelken zu prüfen.
Man sollte unbedingt beobachten, ob die Nachgeburt abgeht und komplett ist, also nicht noch abgerissene Teile im Körper verblieben sind. Die Nachgeburt geht meist binnen 1 Stunde ab. Sollte dies binnen 6 Stunden noch nicht geschehen, muss der Tierarzt Hilfe leisten! Die Nachgeburt am
besten ca. 50 cm tief vergraben, da sie viele Bakterien enthält. Die Stuten bleiben nach meiner Erfahrung eigentlich erst nach Abgang der Nachgeburt geduldig und ruhig stehen, damit das Fohlen die Zitzen suchen und trinken kann. An den folgenden Tagen sollte man den Scheidenausgang kontrollieren, ob die Stute unangenehm riechenden Ausfluß hat. Ggfs. den Tierarzt rufen, da u.U. ein Breitbandantibiotikum gegeben werden muss, z.B. Cobactan.
Am schönsten ist es natürlich man kommt auf die Weide und das Fohlen trinkt bereits bei der Mutter. Doch dies ist eben leider nicht immer der Fall und nicht ohne Grund gibt es in den Anden eine hohe Fohlensterblichkeitsrate. Deshalb möchte ich auch noch einige Besondergeiten ansprechen:
Die Mutter wehrt sich
Vor allem bei Erstgebärenden kann es vorkommen, dass die Mutter sich gegen das Kleine wehrt, sich immer wieder abwendet, hinlegt oder sogar danach tritt. Solche Stuten zuerst von Hand etwas anmelken, Mutter festhalten und dann das Fohlen an die Zitzen führen. Notfalls Milch direkt in Spritze/Fläschchen abmelken und dem Fohlen sofort geben. Jeder ml Kolostralmilch ist überlebenswichtig! Meist gewöhnen sie sich aber bald an ihre neue „Mutterrolle“.
Die Mutter nimmt das Fohlen nicht an
Man kann versuchen das Fohlen mit der Nachgeburt einzureiben. Es soll auch schon geholfen haben sowohl das Fohlen mit einem Deo oder Kräutern besprüht/eingerieben zu haben und das Gleiche auf Mutter´s Nase. Nicht verzagen! Es gibt Fälle, da haben Stuten erst nach vielen Tagen ihr Fohlen angenommen.
Das Fohlen trinkt nicht bzw. nicht genügend oder die Mutter lässt es nicht trinken
1. Möglichkeit: so viel Kolostralmilch wie möglich abmelken und per Flasche geben. Die notwendige, fehlende Restmenge mit Milchpulver ergänzen und das alle 3 – 4 Stunden. Wie gesagt: 10% des Fohlengewichts, also bei 5 kg = 500 ml / Tag benötigt es zur Lebenserhaltung und mehr als 12% um an Gewicht zuzulegen! Notfalls muss man das Fläschchen auch mit „Gewalt“ geben (oder auch per Spritze einflößen). Es muss trinken! Vor allem Frühchen, die evtl. sehr schwach sind. Aufpassen, dass keine Milch in die Luftröhre/Lunge gelangt! Ansonsten droht eine Lungenentzündung.
2. Möglichkeit: Wenn es innerhalb von 24 Stunden keine Muttermilch empfangen hat, „tiefgefrorene“ Kolostralmilch vom Alpaka oder Lama, 39 Grad warm, geben.
3. Möglichkeit: Kolostrum von Ziege, Schaf oder Kuh geben (sollte man vorrätig im Gefrierschrank haben) und zwar bei Kuhmilch: 7 Teile Milch/ 3 Teile Wasser gemischt, da sie sonst zu „fett“ ist. Ziegenmilch ist übrigens auch sehr gut für die langfristige „Aufzucht“ eines Flaschenkindes geeignet (z.B. „Andechser Bio-Ziegenmilch“ im Tetrapack im gut sortierten Supermarkt erhältlich).
„Frühchen“ (High risk Cria)
es wiegt weniger als 5 kg, die 4 vorderen Schneidezähne sind noch nicht durch die Haut gestoßen, die Ohren sind u.U. zusammengeklappt (sie lassen sich jetzt noch formen, mit Kreppband spitz nach oben zusammenlaufend umwickeln). „Frühchen“ brauchen intensive Kontrolle! Unbedingt täglich wiegen, bei Bedarf mit Flasche/ Spritze füttern. Wenn es sehr schwach, naß, unterkühlt ist, Temperatur mit Babythermometer messen. Normal sind, wie gesagt, beim Fohlen 37,7 – 38,9 Grad! Alles weitere, wie schon beschrieben. Fohlen, die schwach sind, nicht genug trinken, kann man zusätzlich Glucosemineral-Mischungen, wie „Oralpädon“ oder „Elotrans“ für den Elektrolythaushalt geben.
Fohlen kriegt Durchfall
Das kommt relativ häufig vor! Man muss sofort reagieren, vor allem bei sehr leichtgewichtigen Fohlen, da sie sonst in Kürze durch den Gewichts-/Flüssigkeitsverlust sterben werden. Fohlen unbedingt beobachten, schauen, ob es schlapp wird, trinkt etc. Täglich das Gewicht prüfen!! És braucht auf jeden Fall Elektrolyte, wie z.B. Oralpädon, Elotrans per Fläschchen/Spritze. Um die Magen-/Darmschleimhaut wieder aufzubauen, sollte man zusätzlich Perenterol-Junior-Pulver, 2 × täglich ½ Beutel verabreichen. Dieses enthält Milchsäurebakterien zum Aufbau der Darmflora. Um den Durchfall zu stoppen, hilft auch reines „Kohle-Pulver“ z.B. mit etwas Wasser und den Elektrolyten vermengt. In der Schweiz ist eine „Kohle-Paste“ erhältlich, die hervorragend geeignet ist. Ich möchte auch nicht versäumen zu erwähnen, dass eines unserer „Sorgenkinder“, das schon fast im „Alpakahimmel“ war, erst durch die Verabreichung verschiedener homöopathischer Globuli, verordnet durch einen homöopathischen Tierarzt per „Ferndiagnose“, wirklich Erfolg brachte!
Es gibt unterschiedliche Gründe für den Durchfall
Meist handelt es sich um Coccidienbefall (Stuhlprobe vom Tierarzt untersuchen lassen). Ist dies der Fall, muss Sulfamedin gegeben werden, wie z.B. Baycox oder Kokzidiol SD. Notfalls muss Antibiotika gegeben werden. Dies ist aber mit Vorsicht zu genießen, da es wiederum den Magen-/Darmtrakt angreift.
Oder aber der Durchfall wird durch die Hormonumstellung der Mutter nach ca. 1 Woche ausgelöst. Sicherheitshalber eine Kotprobe des Fohlens auf Coccidienbefall untersuchen lassen. Das Fohlen intensiv beobachten! Trinkt es, schwächelt es? Auf jeden Fall „Elektrolyte“ geben. Dieser Durchfall geht in der Regel nach 2-3 Tagen vorbei. Ansonsten erneut Kotprobe, u.U. auch profilaktisch gegen Coccidien behandeln, da sie nicht immer im Kot nachweisbar sind.
Tipps und Tricks bei Fehllagen
Die Geburt ist im Gange, die Stute hat Wehen, doch es kommen nicht, wie im Normalfall, Kopf und Vorderfüße zugleich heraus. Je nach Einschätzung der Situation ggf. sofort den Tierarzt rufen! Kann der aber nicht sofort kommen, ist es u.U. nötig, dass man selbst helfen muss und auch kann, um das Fohlen und auch die Mutterstute nicht zu verlieren. Unbedingt sofort eine 2. Person holen, die die Stute festhält, damit man helfen kann:
Das Fohlen kommt nur mit dem Kopf heraus, keine Füße zu sehen …
Die Haut um Nase, Maul etc. nicht entfernen, sondern den Kopf vorsichtig wieder in die Scheide zurückschieben. Ich habe erlebt, dass sofort danach Kopf und beide Füße herauskamen. Das Fohlen kommt mit dem Kopf heraus, beide Füße zu sehen, doch ein Bein ist bereits
langgestreckt draußen, von dem anderen Bein ist nur der Fuß zu sehen und es geht nichts vorwärts … Wahrscheinlich hat sich das andere Bein innen festgehakt, z.B. mit dem Kniegelenk verkantet. Zuerst versuchen, dass Bein/den Fuss vorsichtig ein bißchen wieder zurückzuschieben, damit es sich bestenfalls „enthakt“. Falls der Kopf/Hals und das 2. Bein schon sehr weit herausschauen, versuchen das ganze Fohlen, indem man es vorsichtig an Hals und Bein anfäßt, wieder komplett ein Stückchen zurückzuschieben. Bringt das keinen Erfolg, die Hände mit Gleitgel oder Vaseline einreiben und vorsichtig mit einer Hand am Hals des Fohlens entlang bzw. an dem noch nicht sichtbaren Bein entlang in den Geburtskanal
vortasten und versuchen festzustellen, wo das Bein festhängt und die Verkantung durch leichtes Schieben / Ziehen etc. zu lösen.
Kopf und nur ein Fuß kommen heraus, der 2. Fuß ist nicht sichtbar …
Die Hände mit Gleitgel oder Vaseline einreiben und vorsichtig mit einer Hand am Hals des Fohlens entlang in den Geburtskanal vortasten und versuchen herauszufinden, was mit dem Bein los ist. Evtl. ist der Fuß nach hinten umgeknickt oder auch das ganze Bein rückwärts gerichtet. Versuchen den Fuß, das Bein in die Vorwärtslage zu bringen. Mir wurde geraten dabei die Zehen mit der Hand zu umfassen, damit sie der Mutter damit beim „Umschlagen“ keine Verletzungen zufügen können. Dauern diese ganzen „Prozeduren“ sehr lange, dann schlaucht das natürlich das Fohlen, da es durch Euer Einwirken noch enger ist im Geburtskanal, als sowieso schon. Wart Ihr also erfolgreich und es sind nun beide Füße und Kopf draußen, dann würde ich jetzt der Stute helfen, das Fohlen so schnell wie möglich komplett herauszupressen. Es ist gut möglich, dass die Wehen ausgesetzt haben, da nichts „vorwärtsging“ … Bei unseren Stuten konnten wir diese durch Streichen der Bauchdecke wieder anregen. Dann ist es am besten, dass derjenige, der die Stute vorne hält, an den Bauch faßt und einem sagt, wenn eine Wehe kommt. Dann das Fohlen mit beiden Händen am Hals fassen und vorsichtig, aber durchaus mit Kraft, im Einklang mit den Wehen, stückchenweise herausziehen. Sind dann erstmal die Schultern durch (der „dickste“ Punkt), dann geht es meist recht leicht vorwärts. Wichtig! Nicht zu einem selbst hinziehen, sondern in der natürlichen „Fall-Linie“, also nach „vorne/unten“ ziehen. Das gleiche gilt vom Sinn her, wenn die Stute sich inzwischen hingelegt hat. Sonst geht es nicht!
Das Fohlen kommt in der richtigen Lage heraus, präsentiert also Kopf und beide Füße, doch jetzt geht einfach nichts weiter, da das Fohlen viel zu groß/dick ist
Die Mutterstute schafft es nicht mit Wehenkraft das Fohlen herauszudrücken. Das Fohlen kann nicht gut atmen, da es im Geburtskanal zu eng ist, wird schlapp, Lippen verfärben sich etc… Jetzt wird es dringend Zeit Mutter und Fohlen zu helfen, wie bereits zuvor geschildert.
Bei diesen geschilderten Fällen kann man meiner persönlichen Meinung nach wirklich gut selbst helfen. Sollte es eine andere extreme Fehllage geben, sollte man schnellstens den Tierarzt zu Hilfe holen.
Nachsorge
Hat das Fohlen extrem gelitten und regt sich nicht wirklich, hilft ein Eimer kaltes Wasser regelrecht Wunder! Ansonsten, wie bereits unter „Geburt“ beschrieben, versorgen.
Nachsorge der Mutterstute
Hier scheiden sich die Geister …
Manche sagen, dass man die Mutter auf jeden Fall antibiotisch abdecken sollte, wenn man mit den Händen „nachgeholfen“ hat. Der Tierarzt würde ihr dann eine sog. Antibiotika-Einlage in die Gebärmutter einführen. Mein Tierarzt meint, daß die Natur durch das später folgende ausscheiden der Nachgeburt eine natürliche Selbstreinigung vornimmt und würde erst Antibiotika geben, wenn sie in den folgenden Tagen auffällig wird. Unbedingt die Scheide bzgl. Ausfluß beobachten, ggfs. Fieber messen etc.. Hat man wirklich das Fohlen im Mutterleib „sortieren“ müssen, würde ich auf jeden Fall den Tierarzt nachschauen/untersuchen lassen, um sicher zu gehen, dass man die Mutterstute nicht doch irgendwie dabei verletzt hat.
Zum Schluß möchte ich nochmals ausdrücklich betonen, dass alle Infos/Tipps auf meinen persönlichen Erfahrungen bzw. Tipps anderer Züchter beruhen und ich nicht für die Richtigkeit der Angaben garantieren kann. Doch ich denke, dass man in vielen Fällen wirklich selbst helfen
kann, bevor man ein Fohlen/Mutterstute verliert, nur weil der Tierarzt vielleicht nicht rechtzeitig zur Stelle sein konnte. Bitte beachtet auch unbedingt bei Arzneiangaben etc. immer die aktuell beiliegenden Arzneimittelhinweise! Und nun wünsche ich allen viele gesunde, muntere Fohlen!
Mein herzlicher Dank geht auch an Chris Agar von Spring Farm Alpacas, Züchterfreunde aus England, die mir die Fotos der perfekten Suri Alpakageburt zur Verfügung gestellt haben!