Alpakas sind Herdentiere und dürfen deshalb auf keinen Fall alleine gehalten werden! Minimum sind also 2 Tiere – das können 2 Stuten (Zucht) oder auch 2 Wallache/Hengste (Hobby) sein, da diese viel günstiger zu erwerben sind – die mindestens 1000 m² Weidefläche benötigen. Für 10 Tiere rechnet man rund 1 ha (10 000 m²) Grund. Als Zaun ist ein Knotengeflecht (Schafweidezaun, unten eng/ oben grobmaschiger) mit 1,30 m Höhe völlig ausreichend. Nur wenn Hengste direkt neben den Stuten gehalten werden, würden wir ihn höher und wirklich stabil bauen. Alpakas brauchen lediglich einen nach 3 Seiten geschlossenen, wettergeschützten Unterstand/Offenstall. Er sollte für 2 Tiere mindestens 4 m² Platz bieten, pro weiterem Tier rechnet man 1 m² hinzu. Es empfiehlt sich, den Stall in Boxen aufteilen zu können, um z.B. nach der Geburt eine Mutter mit ihrem Fohlen, oder auch Fohlen, die mit ca. 6 Mon. von der Milch abgesetzt werden sollen, von ihren Müttern trennen zu können.
Überhaupt ist es hilfreich mehrere Gatter zum Abteilen des Stalls und der Weide vorrätig zu haben. Bewährt haben sich bei uns einfache, selbst gebaute Holzgatter von 3m Breite (5-6 ca. 3cm breite Holzlatten in der Horizontalen, verschraubt mit 2 Längslatten und 1 Diagonallatte). Ebenso sollte der Offenstall möglichst so auf dem Grundstück platziert sein und die Weide so parzelliert werden, daß Tiere voneinander getrennt werden können, aber jede Gruppe für sich Zugang zum Stall und einer Weideparzelle hat. Außerdem sollte man eine kleinere Parzelle einplanen, in die die Tiere leicht hineinzutreiben und dann einfach einzufangen sind, wenn z.B. der Tierarzt kommt oder einzelne Tiere versorgt werden müssen.
Aus Weideplatzmangel haben wir im Sommer unsere Tiere am Halfter auf wechselnde Wiesen gebracht, die wir mit einem beweglichen Schafweidezaun einzäunten. Diesen können wir nicht empfehlen! Wir haben dadurch ein Fohlen verloren, das seinen Kopf durchs Netz steckte und sich dann wohl in Panik darin stranguliert hat.
Im Laufe der Jahre haben wir festgestellt, dass am Boden stehende, ca. 50 cm hohe und 60 cm tiefe Heuraufen aus Holz an den Stallwänden entlang gebaut am besten sind. Alle Tiere haben so zeitgleich daran Platz, denn Alpakas machen immer alles zur gleichen Zeit – fressen, wiederkäuen, scheißen und schlafen – und rangniedere Tiere werden so nicht aus Futterneid weggedrängt oder weggespuckt. Auf der Weide haben wir zusätzlich eine Außenheuraufe (ähnlich wie zur Wildfütterung) gebaut, da sie das ganze Jahr über Heu fressen sollten und so bei schönem Wetter auch im Winter draußen fressen können. Denn Sonne tut nicht nur uns Menschen, sondern auch Alpakas gut!
Was fressen Alpakas?
Alpakas brauchen definitiv nichts anderes als Gras und Heu! Da unser Gras viel „fetter“ ist, als das in den Anden, sollten sie unbedingt immer auch Heu fressen, da sie das Rauhfutter zur Verdauung brauchen! Zur Not muß man sie im Sommer abends auch einmal von der Weide sperren, wenn sie nicht von alleine ausreichend Heu nebenher fressen. Unsere tun es von sich aus! Alpakas sind Wiederkäuer, allerdings mit nur 3 Mägen und nicht 5 wie etwa bei unseren Rindern, auch der Verdauungsapparat ist nicht vergleichbar. Das Zufüttern von z.B. Obst und Kraftfutter ist nicht zu empfehlen, da vor allem ihr 1. Magen nicht dafür ausgelegt ist, und es somit zu einer Übersäuerung des Magens kommt. Die Darmflora wird dadurch zerstört und sie können ihr Heu nicht mehr richtig verarbeiten! Dies kann in extremen Fällen zu Leberschäden, Magengeschwüren und Verhungern der Tiere trotz vollen Magens führen!
Sie sollten Salz- und Minerallecksteine (mit Kupfergehalt) zur freien Verfügung haben. Zu empfehlen ist auch der „Lambloc“ der Fa. Künzle Farma aus der Schweiz. Außerdem bekommen unsere Tiere ein Mineralpulver (z.B. „Ursonne für Schafe“ von Dr. Schätte), an dem sie sich nach eigenem Bedarf bedienen können und das tun sie auch. Lediglich Muttertiere, die ihr Fohlen säugen und dabei u.U. extrem abmagern, erhalten alle 1-2 Tage eine Handvoll reine Luzernepellets.
Als Anhaltspunkt: 5 erwachsene Tiere fressen im Winter in etwa einen Kleinballen Heu in 1-2 Tagen. Die Futterkosten sind also wirklich gering!
Ach ja, und täglich frisches Wasser sollte ihnen selbstverständlich auch zur Verfügung stehen, wobei sie wenig trinken, 5 Tiere etwa 10 – 20 Liter pro Tag. Wir stellen 20 l Baueimer in alte Autoreifen, so können sie sie nicht umwerfen.
Wie alt werden Alpakas? Wieviel Fohlen kriegen sie? Und ….
Alpakas werden bei uns um die 20 Jahre alt. Stuten sind mit 1 bis 1,5 Jahren geschlechtsreif und können dann zum 1. Mal gedeckt werden. Während Hengste im Normallfall erst mit 2 bis 2,5 Jahren zeugungsfähig werden. Auch ihre Hoden entwickeln sich zum Teil erst sehr spät zur vollen „Blüte“, so daß man bei seinem 1. Hengstfohlen nicht erschrecken muß – wie es uns passiert ist- , wenn man keinerlei Hoden entdecken kann. Stuten wiegen ca. 55 – 65kg, Hengste zwischen 60 – 80 kg, wenn sie ausgewachsen sind. Die Risthöhe liegt zwischen 80-100 cm.
Alpakas bringen nach 11,5 Monaten Tragzeit (+/- 2 Wochen) immer nur 1 Fohlen („cria“) auf die Welt und können bereits 2-3 Wochen später erneut gedeckt werden. Aus diesem Grund läßt man die Stuten in unseren Breitengraden in der Zeit von Mai bis maximal Oktober decken, damit die Fohlen im darauffolgendem Jahr nicht zur kalten und vor allem nassen Jahreszeit zur Welt kommen. Denn dann hätte das Neugeborene keinerlei Überlebens- chance, falls man nicht zufällig bei der Geburt dabei ist und beide in warme Gefilde bringen kann.
Das Schwierige dabei ist, daß man vielen Stuten bis zur Geburt überhaupt nicht ansieht, daß sie trächtig sind, es keinerlei 100%ige Trächtigkeitsprüf- methoden gibt (Abspucken des Hengstes bei Trächtigkeit, Progesteron-Bluttest, Ultraschall), es aber durchaus häufiger zu unbemerkten Fehlgeburten während der Tragzeit kommt und die Fohlen noch dazu erst in den letzten 3 Monaten zur vollen Größe heranwachsen.
Das Cria wiegt in der Regel zwischen 5 – 8 kg bei der Geburt, tapst bereits nach rund 1 Stunde noch wackelig, aber neugrierig durch die neue Welt und sucht sich den Weg zur „Milchstation“ an „Mutters Busen“. Alpakas bringen ihre Fohlen im Normalfall immer bei Tageslicht, meist zwischen 10-
14 Uhr auf die Welt, da sie ansonsten in den Anden bei nächtlichen Minusgraden auch nicht überleben würden.
Zur Zucht und Fortpflanzung an sich, der Geburt und Nachversorgung von Mutter und Fohlen gibt es noch eine Menge mehr zu wissen, doch das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Haben Sie Fragen, können wir weiterhelfen? Dann rufen Sie uns gerne an!
Der Zeugungsakt an sich ist ein echter „Akt“ und „Highlight“, das man gar nicht beschreiben kann, sondern unbedingt einmal miterlebt und mitangehört haben muß! Um die Qualität seiner Herde in Vlies und Statur immer weiter zu verbessern, bringt man seine Stuten im Normalfall zu anderen Züchtern, die über entsprechende „Wunsch-Hengste“ verfügen und läßt sie dort decken. Denn daß ein qualitativ ausgezeichneter Deckhengst aus der eigenen Zucht hervorgeht, ist ein echter Glücksfall und dann dauert es aber auch noch 2 ,5 Jahre bis er zum 1. Mal decken kann. Dann allerdings stellt so ein Hengst einen großen Wert dar und auch über die Decktaxen erhält man eine interessante Einnahmequelle.
Alpakas sind, wie schon gesagt, ausgesprochen ruhige, wenn auch sehr neugierige und intelligente Tiere mit einem stark ausgeprägten Sozialverhalten innerhalb der Herde und verständigen sich untereinander durch ihre Gestik und ihr Verhalten, aber auch durch ein angenehmes „Summen“. Es gibt auch einen gellenden, lauten Warnschrei, den sie aber wohl nur bei äußerster Aufregung ausstoßen. Wir haben es erst 3 Mal bei unserer Leitstute erlebt und konnten die Ursache für ihre Aufregung nicht orten. Sie haben eben doch erheblich bessere Sinnesorgane als unsereins!
Alpakas müssen in unseren Breitengraden vor der Sommerzeit, wenn es richtig heiß werden kann, also am besten im Mai, 1x geschoren werden, da sie ansonsten mit ihrem dichten Vlies einen Hitzestau bekommen würden. Deshalb brauchen sie auch irgendwo ein schattiges Plätzchen, wo sie dann gerne faul herumliegen. Übrigens „baden“ viele Alpakas auch gerne, wenn sie die Möglichkeit dazu haben und kühlen sich so ab! Wir lassen sie von einem Schafscherer scheren. Die meisten unserer Tiere lassen sich sehr einfach im Stehen oder Liegen scheren, doch da gibt es große Unterschiede, je nachdem, ob sie es gewöhnt sind angefaßt zu werden. Manche Züchter „strecken“ sie auch, dabei werden ihnen die Füße zusammen gebunden und dann werden sie ebenfalls im Liegen geschoren, was aber doch ganz schön unangenehm und streßig ist für ein Fluchttier! Wie gesagt, bei unseren ist das Gott sei Dank nicht nötig. Hinterher erkennt man sie fast nicht wieder und sie sehen aus wie von einem anderen Stern – siehe Fotos!
Sind Alpakas schwierig in der Haltung?
Alpakas sind in der Regel sehr pflegeleichte, äußerst robuste Tiere, die z.B. erheblich weniger aufwendig in der Haltung sind als Pferde. Sie müssen
1 x pro Jahr eine Jahresimpfung erhalten (Kombi-Impfung mit Covexin 8 gegen Tetanus, Clostridien …). Außerdem müssen sie regelmäßig entwurmt werden (es empfehlen sich wechselnde Mittel wie Dectomax, Panacur und Endex etc.). 1x ist sicher das Minimum, ansonsten ist es sinnvoll stichprobenartig immer wieder einmal den Kot auf Parasitenbefall untersuchen zu lassen und dann gegebenenfalls zu reagieren. Desweiteren wird empfohlen, in den Wintermonaten, max. alle 2 Monate, einen Vitaminkomplex zu spritzen („ADE“ subcutan = unter die Haut). Nicht übertreiben, da zu viel Vitamin D3 schädlich ist! Da unsere Böden so weich sind, müssen nach Bedarf, ca. 3-4x pro Jahr die Zehennägel gekürzt werden (kann man selbst mit einer Rosenschere machen).
Davon abgesehen ist das Wichtigste, daß man seine Tiere und ihr Verhalten (Fressverhalten, Bewegungsapparat, Ernährungszustand etc.) gut kennt und so möglichst frühzeitig bemerkt, wenn etwas nicht stimmt. Und dann ist auch Eile geboten, um schnell die Ursachen herauszufinden und entsprechend zu reagieren. Denn man merkt einem Alpaka eigentlich erst an, daß es krank ist, wenn es wirklich krank ist, da sie ansonsten recht zäh sind! Doch auch sie können Durchfall bekommen (vor allem bei sehr jungen Fohlen), Abmagern durch Parasitenbefall, Streß, Futterwechsel etc., unter Milbenbefall leiden oder einmal einen Schnupfen kriegen. Wenn dann medizinische Versorgung notwendig wird, bedarf es halt genauso der Pflege, wie beim Menschen auch!
Alpakas gelten auch als „Landschaftspfleger“, da sie, im Gegensatz zu Kühen und Pferden, die Grasnarbe mit ihren gut gepolsterten Schwielensohlen nicht beschädigen. Außerdem scheißen sie nicht überall flächendeckend hin, sondern legen sog. Kotstellen auf der Weide an, die dann von allen und das meist zur gleichen Zeit -was oft sehr lustig aussieht- frequentiert werden. Die Weide sollte regelmäßig und der Stall leider täglich (falls sie sich entschließen sollten, was eigentlich nicht die Regel ist, auch darin eine Kotstelle anzulegen) entmistet werden.
Und zum Schluss noch die allseits beliebte Frage – Spucken Alpakas?
Ja, sie spucken! Allerdings, wenn sie nicht fehlgeprägt sind, ausschließlich untereinander zur Festlegung des Rangs innnerhalb der Herde, aus Futterneid oder zur Abwehr in äußerster Panik! Unsere Tiere haben auf jeden Fall noch nie einen Menschen gezielt angespuckt und erfreuen inzwischen viele Menschen, die regelmäßig auf ihrem Spaziergang an der Alpakawiese vorbeischauen und immer wieder fasziniert verweilen!